JOIDES Resolution, Position ca. 1.5° S, 90° W, auf der Fahrt gen Süden Richtung 2. Station

19.2.2002, 4:05 Uhr



5. Bericht

Liebe daheimgebliebene Fernwehgeplagte,

gestern sind wir an den Galapagos-Inseln vorbei gefahren und bis in den Hafen von Santa Cruz gekommen.

Am späten Vormittag kam Land in Sicht. Nach 18 Tagen, an denen nicht ein einziges Schiff am Horizont zu sehen war, merkte man allen eine gewisse Aufregung an. Wir fuhren zunächst in einigem Abstand an der größten Insel Isabella vorbei. Zwar war der Himmel tropisch wolkenverhangen, aber man konnte die Vulkan-Landschaft erahnen. Dann tauchte ein aus dem Wasser ragender Halbkreis auf, der starke Ähnlichkeit zu der Mittelmeerinsel Santorini aufwies, ein geplatzter Vulkankrater, allerdings kleiner und unbewohnt, was Menschen angeht. Rings herum tauchten weitere Vulkanstümpfe auf, eine Landschaft wir beim Hohentwiel, nur im Wasser.

Statt mittags nach meiner Schicht in den Fitnessraum und dann schlafen zu gehen, bin ich diesmal an Deck geblieben und habe Aufnahmen gemacht (und mir einen kleinen Sonnenbrand geholt). Die Videokamera hat allerdings versagt. Sie gibt immer wieder Fehlermeldungen aus und stellt den Dienst ein, weil sich in ihr Kondenswasser ansammelt, wenn ich aus den kühl und trocken klimatisierten Innenräumen in die schwülwarme Tropenluft komme. Ich wärme sie deshalb schon vorher auf einem Gaschromatographen im Labor an.

Es war faszinierend, wie viele Vögel plötzlich über und auf dem Meer waren, Möwen, Sturmseeschwalben, Fregattvögel, Albatrosse, auch kleine Vögel (bei denen es sich ja vielleicht auch um Darwin-Finken gehandelt haben könnte). Im Meer wimmelte es von Delfinen, von denen einige ganz nah an das Schiff heran kamen. Auch die berühmten Galapagos-Schildkröten wurden mehrfach gesichtet. (Bei meinen Fotos davon muss man allerdings glauben, dass es wirklich eine war.) Einen kleinen Hammerhai kann man aber erkennen. Als wir dann in den Hafen von Santa Cruz, der einzigen bewohnten Insel abbogen, kamen wir an einer kleinen Insel vorbei, an dessen Strand sich die Seelöwen aalten. Abends im Hafen habe ich schließlich noch Aufnahmen von drei graubraunen Pelikanen gemacht, die ohne Angst auf unser Schiff kamen.

Als wir vor der Hafenbucht von Santa Cruz, die für unser Schiff viel zu klein gewesen wäre, geankert hatten, kamen gleich mehrere Wassertaxis an. Wir wären gern für ein paar Tage an Land gegangen, aber nach zwei Stunden ging es weiter.

Heute mittag werden wir an unserer zweiten Station, südlich der Galapagos-Inseln eintreffen.

So viel für heute - viele Grüße

Heribert

P.S. Fotos von der Äquatortaufe wird es übrigens nicht auf der ODP-Homepage geben. Ich hatte zwar fröhliche und keinesfalls kompromittierende ausgesucht, aber dennoch wurde befunden, dass sie dem Image des ODP-Programms nicht zuträglich seien. Kein Kommentar meinerseits.

P.S. 2 Bitte möglichst bei e-mails die ursprüngliche Nachricht weglassen, da ich mein freies Kontingent schon großenteils aufgebraucht habe. Ich freue mich aber immer, über Post!