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Berichte von der IODP-Fahrt 301
zum Juan de Fuca-Rücken mit der JOIDES Resolution
von Bert Engelen



 
IODP-Fahrt 301
Zweiter Bericht vom 7.7.2004


Die Driller sind die einzigen Leute an Bord der JOIDES Resolution, die richtig was zu tun haben. Wir haben weiterhin jeden Morgen Seminare, bei denen einzelne Fahrtteilnehmer ihre speziellen Geräte, Experimente und Erwartungen vorstellen. Bemerkenswert war hierbei die Darstellung des übergeordneten Ziels. Es ist die Langzeitbeobachtung von Flüssen des Wassers, das durch die ozeanische Kruste gedrückt wird und dabei durch das Sediment oder andere Austrittstellen wieder nach oben kommt. Dieses Wasser wird auf seinem Weg durch das Gestein stark erhitzt und trägt gelöste Stoffe mit sich, die von Bakterien als Energie- oder Nahrungsquelle genutzt werden können. Ein Beispiel solcher Austrittsstellen sind die sogenannten "Black smoker". Es handelt sich dabei um kaminartige Strukturen an denen sich eben durch dieses austretende Wasser eine eigene, vom Sonnenlicht unabhängige, Lebensgemeinschaft entwickelt hat. An der Stelle, an der wir uns gerade befinden strömt dieses Wasser auch durch das Sediment, was eine höchst aktive Bakteriengemeinschaft erwarten läßt.

Für die Probennahme von Gesteins- und Sedimentproben mußte ein Plan aufgestellt werden, bei dem die Wissenschaftler festlegen mußten, wieviel Material sie aus welcher Tiefe haben möchten. Es ist zu Teil sehr schwierig die gewünschten Tiefenstufen festzulegen, da nicht genau bekannt ist, wie das Sediment oder das Gestein beschaffen sein wird, das nach oben geholt wird. Besonders wichtig ist es hierbei chemische Übergangszonen zu treffen, da dort die größte mikrobielle Aktivität zu erwarten ist. Zum Glück hat es vor einigen Jahren eine Forschungsfahrt zur Juan de Fuca ridge gegeben, bei der die Sedimente genau untersucht wurden. Wenn das System einigermaßen stabil ist, sollten wir ähnliche Verhältnisse vorfinden.

Die ersten Proben, die hochkommen werden sind Gesteinsproben aus mehreren hundert Metern Tiefe. Das heißt: 2266 Meter Wassertiefe, 265 Sedimentschicht und dann noch mal bis zu 700 Meter Gestein. Das Gestänge, das unter dem Schiff hängt ist also am Schluß über drei Kilometer lang. Die JOIDES Resolution hat auch schon das Interesse der Küstenwache geweckt. Die ist schon mit einem Flieger vorbeigekommen, wahrscheinlich um zu sehen, warum sich der Punkt auf ihrem Radar seit nunmehr acht Tagen keinen Meter von der Stelle bewegt hat.

Wenn alles gut geht wird es morgen soweit sein, das wir endlich Material bekommen. Dazu sind in den letzten Tagen die entsprechenden Kulturmedien abgefüllt und die Labore fertig aufgerüstet worden. Der Sediment-Kern wird wohl erst am Ende der Fahrt kommen. Wenn wir Glück haben kommt etwas später noch ein zweiter Sedimentkern. Es macht aber überhaupt nichts, daß wir nicht so viele Kerne bekommen. Der eine kann dann um so genauer analysiert werden. Das bedeutet, daß nach einem eher ruhigen Beginn die letzten Tagen hier ziemlich stressig werden.

Momentan schreiben wir noch am Methoden-Teil des Fahrtberichtes in dem jede Fachrichtung dokumentiert, welche Methoden für die Untersuchung der Proben angewandt werden. Wie jeder andere Wissenschaftler hier an Bord hab ich mir von zuhause Arbeit mitgenommen, die hier erledigt werden kann. Ansonsten bin ich dabei die Kollegen in der Arbeitsgruppe mit Ferndiagnosen und Ratschlägen zu versorgen.

Wenn man mal an Deck ist um eine Zigarettenpause zumachen, oder um sich den Sonnenuntergang anzuschauen, gibt es zwar nicht viel, aber doch interessantes zu sehen. Zum Beispiel kreist hier immer ein Albatros mit einer enormen Spannweite um das Schiff. Drei Delphine haben uns auch schon umrundet. Am selben Tag war dann sogar "whale whatching" angesagt. Mit einem Fernglas waren in einiger Entfernung vier Kleinwale zu sehen, die etwa alle fünf Minuten eine Fontäne ausgestoßen haben.

Zur Entspannung lese ich zur Zeit von Frank Schätzing "Der Schwarm". Das Buch handelt unter anderem von Bakterien in Sedimenten, aber auch von Walen und spielt zum Teil genau da, wo ich mich gerade befinde. Ein Muß für jeden, der sich mit Tiefseeforschung beschäftigt und genau das richtige Buch für diese Ausfahrt - nach Robinson Crusoe natürlich. Fortsetzung folgt ...

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