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Berichte von der IODP-Fahrt 301
zum Juan de Fuca-Rücken mit der JOIDES Resolution
von Bert Engelen



 
IODP-Fahrt 301
Vierter Bericht vom 23.7.2004


Endlich Proben!

Das erste Bohrloch ist erfolgreich verCORKT worden. Das war ein ziemliches Schauspiel unterhalb des Bohrturmes auf dem "Rigfloor". Das einsetzten des CORKS mit den "Osmosamplern" am Meeresboden konnten wir live am Bildschirm verfolgen. Es war wie bei der ersten Mondlandung.

Osmosampler sind übrigens eine feine Sache. Sie bestehen im Prinzip aus einer Salzkartusche, die mit langen aufgerollten Kapillaren verbunden ist über die durch das Salz Wasser angesaugt wird. Die Saugrate kann durch Filter so eingestellt werden, daß über einen Zeitraum von einem Jahr Wasserproben aus dem Loch gezogen werden. Die Osmosampler werden später von einem U-Boot geborgen und ausgetauscht. Schneidet man die Kapillare in Stücke, kann man die geochemische Entwicklung im Bohrloch über die Zeit verfolgen. Einige der Kapillare sind mit sterilen Gefäßen versehen in denen sich unterschiedliches Aufwuchsmaterial für Mikroorganismen befindet.

Zur Zeit wird das tiefe Loch ausgebohrt, diesmal inklusive der Gewinnung von Bohrkernen. Es kommen jetzt etwa alle 6 Stunden Gesteinsproben nach oben. Der erste Kern kam um 6:00 Uhr morgens am 22.07.04 an Deck. Da er für 2:00 Uhr nachts angekündigt war hat von uns kaum jemand geschlafen. Entsprechend hektisch war dann die Verteilung der Proben. Es hatte ein bißchen etwas von "Futterneid". Ich schreibe diesen Bericht in der Zeit, in der ich auf den zweiten Kern warte. Ich bin zur Zeit seit 26 Stunden auf den Beinen. Die zweite Probenahme wird wohl etwas ruhiger ablaufen, da jetzt jeder eine Vorstellung hat, wie die Verteilung geregelt ist. Die Proben des ersten Bohrkernes wurden aufgeteilt und sofort im Labor bearbeitet. Das heißt, die Gesteinsbrocken wurden in der Anaeroben-Kammer, in der sich kein Sauerstoff befindet, zerkleinert und in Kulturmedien überführt. Wenn alles gut geht können so Mikroorganismen angezogen werden, die in den feinen Adern des Gesteins leben. Die ganze Probenahme dauert, je nachdem wie tief wir kommen, bis zu 12 Tage. Danach wird es wieder etwas ruhiger, weil das Bohrloch ebenfalls verkorkt wird und noch zwei weitere, alte CORKS ausgetauscht werden.

In der letzten Woche hatte das Meer hier jeden Tag eine andere Überraschung für uns parat. Nachdem wir schon Wale unter dem Schiff hatten und mehrfach aus der Ferne ihren Blas sehen konnten, gab es gestern eine Albatros-Show. Einer umkreist uns sowieso seit Anfang der Fahrt. Am Samstag war dann die See absolut ruhig und wir hatten fast keinen Wind. Vor dem Schiff versammelten sich 12 Albatrosse und ließen sich wie Enten mit Brot füttern. Als wir am selben Abend an Deck eine Zigarette geraucht haben, war im Licht der Scheinwerfer ein Schwarm kleiner Fische zu sehen, der sich in Form einer Kugel bewegt hat. Nach einer Weile tauchten unter dem Schwarm dann etwa zwanzig 1-Meter lange Kalmare auf, die sich über die Fische hergemacht haben. Das war wie in einer Seeschlacht mit U-Booten - unglaublich! Die Kalmare konnten sich gleich schnell vor und zurück bewegen und haben pulsierend aufgeleuchtet. Nach etwa 5 Minuten war der Spuk vorbei und sie sind wieder abgetaucht. Der Schwarm hatte sich wieder formiert und kurze Zeit später sind die Kalmare plötzlich wieder wie aus dem Nichts aufgetaucht. Das Schauspiel hat sich dann noch einige Male wiederholt.

Apropos Schwarm: Nachdem ich den Schwarm ausgelesen habe, bin ich gerade dabei Robinson Crusoe zu lesen. Obwohl ich dachte, ich würde die Geschichte kennen, hab ich schon vieles neues erfahren. Zum Beispiel, dass er zur Hälfte deutscher Abstammung war und einen Doppelnamen hatte (Robinson Crusoe). Mit Vornamen hieß er Bob...

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