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Berichte von der IODP-Fahrt 301
zum Juan de Fuca-Rücken mit der JOIDES Resolution
von Bert Engelen



 
IODP-Fahrt 301
Fünfter Bericht vom 29.7.2004


"Core on deck" war in der letzten Woche die wichtigste Ansage über die Bordlautsprecher. Das Ankommen der Bohrkerne hat in dieser Zeit den Arbeits- und Lebens-Rhythmus bestimmt. Zur Zeit bohren wir schon über 250 Meter tief in die ozeanische Kruste (530 mbsf = Meter unter dem Meeresboden). Die zeitliche Struktur ist dadurch völlig zusammen gebrochen. Je nachdem wann die Kerne kommen arbeite ich mal die Nacht durch oder in der Tagschicht. Es ist leider kaum abzuschätzen, wann der nächste Kern kommt. Die ersten kamen so im sechs-Stunden Takt. Das sind dann immer 10 Meter. Rauf kommen aber immer nur so etwa 2,5 Meter, weil ein Teil des Gesteins einfach zermahlen wird. Dann gab es zwischendurch immer mal wieder Probleme beim Bohren und die Mannschaft musste nach etwa 4 Metern aufhören, einmal sogar nach einem Meter. Zur Zeit beproben wir die Bohrkerne allerdings schon in größeren Intervallen, was die Sache mit dem Schlaf etwas erleichtert.

Das Bearbeiten der Kerne ist im wahrsten Sinne des Wortes der Hammer. Nachdem wir den Kern gesichtet haben, dürfen wir uns ein Stück Gestein aussuchen und bringen es dann in die Anaeroben-Kammer, wo ich die Proben dann mit Bjørn Steinsbu aus Bergen bearbeite. Wir zertrümmern das Stück dort mit Hammer und Meißel in etwa Golfball große Stücke. Diese werden dann in einem 2-Kilo-Eisen-Mörser mit einem Vorschlaghammer zu Schotter und Pulver zertrümmert - echt hard core. Die anderen Wissenschaftler, die ab und zu mal vorbei kommen meinen alle, daß sie vom mikrobiologischen Arbeiten immer eine andere Vorstellung gehabt haben. Das Gestein ist übrigens sehr interessant. Wenn die Proben mit dem ersten Schlag aufgebrochen werden, kann man sehr gut Adern und Poren erkennen, in denen sich Wasser befindet. Dort lebt auf jeden Fall etwas. Manchmal ist das Innere dieser Adern zum Beispiel durch ausgefälltes Eisenhydroxid (FeOH) rot gefärbt. Das etwas dort unten lebt konnte ich auch bereits an meinen angesetzten Kulturen sehen. Als ich nach fünf Tagen eine kleine Probe aus einem Röhrchen unter dem Mikroskop untersucht habe, konnte ich eindeutig Zellen von Bakterien erkennen. Das sind die kleinen blauen Kügelchen auf einer Flocke von Eisensulfid. Da diese Bakterien in einem Wachstumsmedium bei 70ºC angezogen wurden, ist es eher unwahrscheinlich, dass es sich hierbei um eine Verunreinigung durch den Bohrvorgang handelt. Ich habe somit die ersten "IODP-bugs" kultiviert. Die anderen Mikrobiologen haben etwas neidisch reagiert, zumal sie wesentlich mehr Kulturen als ich angesetzt haben. In einem ihrer vielen Ansätze ist sicher auch schon etwas gewachsen, ich habe aber als erster nachgeschaut ;-)

In meinem letzten Bericht habe ich ganz vergessen zu erwähnen, dass wir Besuch von einem Hubschrauber bekommen haben. Der hat ein paar fehlende Teile gebracht und unserem Hof-Fotografen Bill ermöglicht, die JOIDES Resolution aus der Luft zu fotografieren. Wir halten uns übrigens fast nur im vorderen Teil des Schiffs auf, da hinden die ganzen Bohrgestänge gelagert werden. Besonders schön ist es direkt am hochgezogenen Bug, da es dort etwas windgeschützt ist. Auf dem Foto sind von links Satoshi Nakagawa, Fumio Inagaki und ich zu sehen ...

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