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Berichte von der IODP-Fahrt 301
zum Juan de Fuca-Rücken mit der JOIDES Resolution
von Bert Engelen



 
IODP-Fahrt 301
Achter Bericht vom 19.8.2004

Dies ist nun also der achte und letzte Bericht meiner Reise und er hat ein "happy end". Dazu aber weiter unten. Wie bereits im siebten Bericht erwähnt, waren wir die Tage nach der Sediment-Probenahme mit ersten Auswertungen unserer Beute beschäftigt. Fumio und ich haben drei Nächte lang Bakterien gezählt um deren Verteilung in den verschiedenen Tiefen der Sedimentdecke zu bestimmen. Dazu mussten fixierte Proben homogenisiert, verdünnt und abfiltriert werden. In den ersten Proben waren sehr viele Trümmer von Diatomeen-Schalen (rot Pfeile) zu finden, was das Zählen der Bakterien (gelbe Pfeile) extrem erschwert hat. Nach etwas herumprobieren hatten wir dann das richtige Protokoll zusammengestellt und konnten ein sehr schönes Ergebnis produzieren. Zu der Zeit als wir unsere grün leuchtenden Punkte gezählt haben ging draußen der Meteoritenschauer der Perseiden herunter (10.-12. August). Wenn wir mal eine Pause an Deck eingelegt haben konnten sich unsere Augen also durch das Betrachten von weißen leuchtenden Punkten erholen. Ich glaube, ich habe instinktiv angefangen zu zählen?! Während wir noch unsere Ergebnisse produziert haben mussten wir bereits den Fahrtbericht schreiben, in den unsere Resultate einfließen sollten. Es ist schon etwas merkwürdig Daten zu diskutieren, die noch gar nicht produziert wurden.

Leider ist bei unseren Untersuchungen und bei denen der Geochemiker an Bord heraus gekommen, dass wir beim Bohren eine sehr wichtige Zone übersprungen haben. Diese untere Methan/Sulfat Übergangszone ist sehr selten und wird direkt durch den Einstrom von hydrothermalen Wasser durch die ozeanische Kruste verursacht. An solchen Übergängen finden immer wichtige Prozesse statt, zu deren Untersuchung wir ja eigentlich hier sind. Es war sehr ärgerlich für uns, dass wir diesen Bereich verpasst haben zumal das Bohren lediglich aus Zeitgründen eingestellt wurde. Es handelte sich um wenige Stunden in zwei Monaten. Wir haben aber sehr ruhig reagiert und versucht die Fahrtleiter mit wissenschaftlich fundierten Argumenten dazu zu bewegen uns am Ende der Fahrt noch etwas Zeit einzuräumen um speziell diese Zone noch einmal zu beproben.

Nachdem beim Installieren des CORKS in dem tiefen, von uns gebohrten Loch zu einer katastrophalen Panne gekommen ist, bei dem das Gestänge unterhalb des eigentlichen CORK-Kopfes gebrochen ist, war es allerdings sehr unwahrscheinlich, dass wir noch Zeit für eine weitere Bohrung haben würden. Der Meeresboden sah aus wie nach einem Zugunglück - überall lagen mehrere der jeweils 50 Meter langen Rohre herum, die wie Streichhölzer abgeknickt wurden. Ein Rohr steckte sogar noch im Bohrloch. Das konnte aber zum Glück mit einer Art Schaufel herausgezogen werden. Derartige Manöver müssen mit dem gesamten Schiff erfolgen. Es ist ein bisschen so wie bei "Wetten das!", wenn ein Staplerfahrer versucht eine Flasche mit seinem Gefährt zu öffnen, oder so ähnlich.

Nun aber zum oben angekündigten "happy end": Nachdem der CORK doch noch installiert werden konnte haben wir kurz vor Ende der Fahrt die Zeit bekommen, die wir brauchen, um die Lücke in unseren Daten zu füllen. Leider waren alle Gerätschaften bereits in Kisten verpackt und einige der Lösungen im Ausguss. So mussten in aller Eile wieder neue Lösungen hergestellt und Gefäße sterilisiert werden. Wiegen an Bord ist übrigens gar nicht so einfach. Man braucht ein Referenzgewicht, das dann über eine Software mit dem verrechnet wird, was man einwiegen will. Die Probenahme kam dann wie ein Sturm über uns. Innerhalb kürzester Zeit mussten die Proben bearbeitet werden und nach etwa sechs Stunden war der Spuk wieder vorbei. Inzwischen ist wieder alles verpackt und reisefertig. Zum Schluß wurden noch T-shirts mit dem eigens designten Cruiselogo bedruckt. Es zeigt die Geschichte der CORK-Installation während der Fahrt und auch die Probenahme für mikrobiologische Untersuchungen ist dargestellt.

Als Resume muss ich sagen, dass die Zeit verhältnismässig schnell vergangen ist. Es hat kaum Streit unter den Mikrobiologen gegeben - wir waren ein gutes Team. Das Material, dass wir bekommen haben ist von ausgezeichneter Qualität und wird vielschichtig analysiert werden. Manchmal mussten wir allerdings den Geowissenschaftlern erklären, warum wir ihnen so viel Material "weggenommen" haben. Ihre und unsere Arbeitsweise ist doch sehr unterschiedlich. Wir sammeln hauptsächlich Proben, die wir dann in den folgenden Jahren bearbeiten. Die Ergebnisse der anderen Wissenschaftler sind zum Teil unmittelbar verfügbar. Ein bisschen sind wir die "jungen Wilden" in der Tiefseeforschung. Ich denke, wir müssen und können noch viel voneinander lernen und somit in Zukunft sehr interessante Dinge herausfinden.

Das waren also meine Erlebnisse auf der IODP Expedition leg 301 zur westlichen Flanke des Juan de Fuca Rückens und ich freue mich jetzt wieder auf Oldenburg.

Bert Engelen and the Leg 301 Shipboard Scientific Party

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